Thomas Baunach · Historie

Grundsteinlegung

Der Besuch der "Privaten Wirtschaftsschule Müller" (1981-84) legte den Grundstein meiner Laufbahn. Hier verdeutlichte sich, dass ich nicht nur ein Talent in Steno und Schreibmaschine besaß, sondern insbesondere auch in Rechnungswesen und Wirtschaftsmathematik. Rechnungswesen mit all seinen Facetten der betrieblichen Buchhaltung, mit merkwürdigen Buchungen auf "Soll" und "Haben", war für mich zunächst ein Buch mit sieben Siegeln. Doch recht schnell wurde mir klar, dass mir die "Zahlenspiele" liegen. Buchungssätze, Hauptabschlussübersichten, Gewinnermittlungsmethoden und vieles mehr, alles wohl kein Problem. Als Klassenbester legte der Schuldirektor meiner Mutter nahe, eine Steuerlehre zu absolvieren.

Ausbildung

Nach dem Besuch der "Berufsfachschule für Wirtschaft und Datenverarbeitung" (1984/85) wechselte ich zu einem Steuerbüro (1985-87) für die Ausbildung zum "Fachgehilfe im steuer- und wirtschaftsberatenden Beruf". Schon während der Ausbildung etablierte ich mich an kleineren Buchhaltungen.

Wehrdienst

Im anschließenden Wehrdienst (1987/88) wurde ich als Personalsachbearbeiter im Geschäftszimmer (Vorzimmer des Chefs) ideal eingesetzt. Hier konnte ich sehr wichtige Kenntnisse, insbesondere in der Personalaktenführung und Urlaubsdisposition sammeln. Zudem wurde ich mit Teamgeist geprägt und nutzte die Möglichkeit, wertvolle Menschenkenntnisse zu sammeln. Die Wehrpflichtzeit habe ich als "Obergefreiter" im Dezember 1988 beendet.

Selbstständigkeit und der 1te Mandant

Mit dem Jahr 1989 war auch mein erstes Berufsjahr gekommen. Bereits im Laufe dieses Jahres zeichnete sich der Drang zur Selbständigkeit ab. So hat es sich ergeben, dass ein Mandant des Steuerbüros keine Zeit mehr zur Selbsterstellung seiner laufenden Finanzbuchhaltung hatte. Durch Zufall nahm ich seinen Telefonanruf entgegen und ließ mir das Problem schildern. Nach Rücksprache mit meinem Chef hatte ich fortan meinen ersten eigenen Mandanten. Nach Anmeldung meiner selbständigen Tätigkeit im Juni 1989 suchte ich diesen Mandaten regelmäßig abends auf, um die Buchhaltung vor Ort zu erstellen.

Die absolut veraltete Buchhaltungsmethode schreckte mich zunächst so sehr ab, dass ich bereits den Auftrag ablehnen wollte. Es handelte sich hierbei um eine außerordentlich zeitaufwendige und fehleranfällige sog. "doppelte Buchhaltung", absolut manuell und ohne EDV-Unterstützung! Es kam ein "Amerikanisches Journal" zum Einsatz, etwa hundert Zentimeter breit, auf dem jeweils in einer Zeile über verschiedene Spalten der jeweilige Geschäftsvorfall als Buchungssatz abgebildet wurde. Die einzelnen Buchhaltungskonten bestanden aus einem Karteikasten mit den verschiedenen Sachkonten und einer umfangreichen Sammlung von Debitoren- und Kreditorenkonten zwecks OP-Buchhaltung (offene Posten) und Mahnwesen. Jeder Geschäftsvorfall benötigte zwei bis drei manuelle Vorgänge. Ich könnte jetzt einen Beispielfall konstruieren, doch würde das sicher den Rahmen der Historie sprengen. Auf jeden Fall war diese Art der Buchführung sehr lehrreich, da nun all diese Vorgänge aus Sicht der EDV nicht mehr sichtbar sind.

Mir wurde aber auch klar, dass der Einsatz einer eigenen EDV unerlässlich ist, um rationell arbeiten zu können. Nachdem ich die entsprechende Hard- und Software installiert hatte, konnte ich diesen Mandanten (nach wirklich langer Überzeugungsarbeit) auf EDV umstellen und so meinen Zeiteinsatz für einen Monat von etwa acht Stunden auf maximal zwei Stunden reduzieren. Nicht nur, dass die EDV einen hohen Rationalisierungseffekt mit sich brachte; vielmehr waren hier auch wichtige Auswertungen sehr nützlich und hilfreich, u.a. die BWA (betriebswirtschaftliche Auswertung) und die OP-Liste (Übersicht der Außenstände, Debitoren, Kreditoren), an die dann das Mahnwesen anknüpfte.

Der 2te Mandant

Der zweite Mandant ließ auch nicht lange auf sich warten: Es war ein bekanntes Möbelhaus, das in der Tageszeitung im Jahr 1990 per Inserat einen Buchhalter suchte. Auch hier war ich inkl. EDV-Unterstützung für die Verbuchung der laufenden Geschäftsvorfälle und die laufende Lohnbuchhaltung erfolgreich zuständig!

Der 3te Mandant und die Einzelkämpferschaft

Der dritte Mandant inserierte ebenfalls im Jahr 1990. Es war ein Steuerbüro, das für die Bearbeitung der Mandanten einen freien Mitarbeiter suchte. Mein Einsatz war hier wirklich höchste Zeit, da die Kanzleiinhaberin wirklich keine Ahnung von der Materie hatte. Dieses Steuerbüro war auch ausschlaggebend für meine weitere berufliche Entwicklung, da ich hier in die so wichtigen Kreise eingeführt wurde: Kooperationen mit Steuerberatern, Rechtsanwälten und Unternehmensberatern. Wie es meist mit solchen Kooperationen ist, kam auch hier nach gewisser Zeit ein scheinbar unlösbarer Konflikt zutage, der dann zur Teilung der Kanzlei führte. Im Jahr 1997 fungierte ich als Organisator: Besichtigung von neuen Büroräumen, Einrichtung eines EDV-Netzwerkes, Disposition der Arbeitsabläufe, usw. Plötzlich und absolut unerwartet verstarb 1998 mein Kollege, so dass ich fortan auf mich alleine gestellt war.

Die größte Herausforderung war damals für mich, die Mandanten halten zu können. Voller Stolz kann ich heute behaupten, dass ich nur geringe Verluste hinnehmen musste. Zu den übernommenen Mandanten kamen natürlich im Laufe der Jahre stetig neue hinzu, ohne Werbemaßnahmen!

Der 4te Mandant

Mit Stolz möchte ich insbesondere noch meinen vierten Mandanten erwähnen, der 1991 im „Groschenheft“ im Fließsatz inserierte: "Suche Hilfe in der Buchhaltung". Es handelte sich um drei GbR-Gesellschafter, die sich mit der Entwicklung von Branchensoftware beschäftigten. Einem Gesellschafter wurde die kaufmännische Verantwortung der Buchhaltung nebst Belegorganisation aufgebürdet - ein großer Fehler! In verschiedenen Schuhkartons stapelten sich ziemlich planlos die Belege, Ordner gab es nicht und das Finanzamt hat schon die Vollstreckung angekündigt. Als ich das ganze Ausmaß der "Katastrophe" sah, habe ich wie einst mit dem Gedanken gespielt, die Flinte ins Korn zu werfen. Andererseits wollte ich es mir nicht leisten, einen potentiellen neuen Mandanten einfach so in seiner Not hängen zu lassen und betrachtete das ganze fortan als Herausforderung: Herstellung einer richtigen Organisation.

Die entwickelte Software war reif für die Vermarktung und so wurde am 01.01.1992 eine GmbH gegründet. Spätestens von da an war "Schluß mit lustig" und ich konnte gleich zu Beginn eine richtige Linie einführen, gepaart mit verschiedenen "erzieherischen Maßnahmen".

Der Umzug

Im Jahre 1999 bezog ich die Büroräume in der Friedenstraße 7, 97072 Würzburg

Thomas Baunach · Der Dozent

Mit dem Sommersemester 2000 führte ich als Dozent an der VHS Würzburg zwei neue Kurse ein:
 · steuerliches Basiswissen
 · Lohnbuchhaltung
Nach 10 Jahren stellte ich 2010 diese Dozententätigkeit aufgrund zeitlicher Engpässe ein.

Die Neuorientierung

Ab 2013 hat die "digitale Aktenführung" Einzug gehalten. Es kann sich niemand wirklich vorstellen, welche Aktenberge im Laufe der Jahre zusammen gekommen sind. Mehrere große Aktenschränke, eine Aktenkammer sowie der Keller waren voll gestopft mit Akten. Das musste ein Ende haben. Stamm-Handakten und Lohn-Akten wurden digitalisiert und die Ordner wurden von mir persönlich in die Aktenvernichtung gebracht, zusammen mit verjährten Belegunterlagen. Ich bin mehrmals zum Recycling-Fachbetrieb gefahren und mein Auto war (mit umgelegten Rücksitzen) rammelvoll. Es wurde auch ein professioneller Belegscanner sowie ein Aktenvernichter angeschafft, sodass eingehende, papierbehaftete Post sowie Belege digitalisiert und sofort dem Schredder zugeführt werden. Das ist zwar auch ein gewisser Aufwand, aber zahlt sich aus. Alle Mandanten sowie sonstige Geschäftspartner werden dazu angehalten, möglichst keine papierbehaftete Post, sondern stattdessen PDF-Dateien via eMail zu versenden.

Seit 2015 läuft die Kanzlei digital & virtuell, soll heißen, dass ich im Grunde als "digitaler Nomade" nicht wirklich auf die Räumlichkeiten angwiesen bin. Sodann hat die Corona-Pandemie seit März 2020 gezeigt, wie unabhängig die Kanzlei von örtlichen Gegebenheiten ist: Homeoffice! Meine langjährige Mitarbeiterin hat bereits vor Corona gelegentlich vom Homeoffice aus gearbeitet, und ich habe mich dem angeschlossen. Die Unabhängigkeit hat sich also ausgezahlt.